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Bericht: Aufklärung in der Grundschule

In den letzten Wochen bemerkte eine Hortnerin einen inflationären Gebrauch von Beleidigungen. Ihr stelle sich eine Frage: „Wo kommen die her?“ Immer mehr Kinder fragen sie nach der Bedeutung des einen oder anderen Wortes, welche bis weit unter die Gürtellinie reichen. Die überaus engagierte Erzieherin erkundete den Ursprung: Das Internet.

Fortnite, Tik Tok und Instagram in der vierten Klasse! Plattformen, welche nach pädagogischen Richtlinien ab dem Alter von 13 und 14 Jahren empfohlen werden, gelten bei vielen als der Standard. Gruppenzwang gepaart mit dem Bedürfnis an einer anderen Welt teilzuhaben, motiviert die Grundschüler. Auch der Lockdown spielt keine unerhebliche Rolle. Hinter den Kleinen stehen ausnahmslos gute Elternhäuser, doch wie kommt es zu einer solchen Entwicklung?

Auf einer Ausbildung zum Heilpraktiker gebe ich Einblicke in das Leben eines ehemalig Computersüchtigen. Im Anschluss meldet sich meine Ansprechpartnerin über das Kontaktformular. Es besteht Bedarf! Bald verlassen die Schüler die Einrichtung. Ein letzter Hinweis, auf eine besorgniserregende Entwicklung.

Auf einer Ebene

Vom Bahnhof sammelt mich die Leitung der Schule ein. Dreißig Minuten Fußweg gespart. Genial. Die Veranstaltung findet im Speisesaal statt, wo bereits Stühle im Kreis stehen. Bunt reihen sie sich farbenfrohe aneinander. Während die ersten Kinder den Raum betreten, spüren wir förmlich die Skepsis. Sie haben Angst um ihr Handy.

Es geht um dich

In einer kleinen Vorrede versuche ich sie abzuholen, mitzunehmen und kein Fremder mehr zu sein. Es geht nicht darum, ihnen etwas wegzunehmen, sondern ihr Wohlergehen zu sichern. Gemeinsam betrachten wir die Virtualität und die Realität, das digitale und das analoge Leben. Die anfängliche Zurückhaltung weicht einigen Kindern, die sich sehr aktiv einbringen. Ein Mädchen formuliert den Grund für eine verstärkte Nutzung so: „Wir glauben, dass wenn jemand nicht viel Aufmerksamkeit und Zuneigung bekommt, er sich in die Virtualität zurückzieht.“

Gemeinsam schaffen wir es beide Lebensbereiche getrennt zu betrachten. Eine Gruppe von Jungs zeigt sich besonders aktiv, wohingegen etwa fünf Mädchen neben mir, nur schwer aus der Reserve zu locken sind. Gerade sie sind sehr aktiv auf Social Media. Bei ihnen wird Tanzen zur Leidenschaft, um mehr Likes zu bekommen.

Dann wird es sehr still. Ich erzähle einige Fallbeispiele, in denen ich das aufgreife, was ich mitbekomme. Der 8-jährige Arthur und die 10-jährige Carla. Scheinbar erreiche ich sie. Nach einer gewissen Zeit schweigen, tauschen wir uns aus. Nur wenige beteiligen sich, die meisten halten sich zurück. „Ich habe gelernt, dass es nicht gut ist nur online zu sein“ sagt ein junger Fortnitespieler.

Erkenntnis

Nach einer kurzen Pause sprechen wir über Mechanismen, welche die Computersucht begünstigen sowie mögliche Warnsignale. Im Anschluss erzählen die Kinder, was sie lieber unternehmen würden, als online zu sein: Projekte! Ein Baumhaus bauen oder Fahrradfahren.

Jetzt interessiert mich noch eins: Was nehmen sich die Viertklässler mit und was fanden sie nicht so großartig. Neben „Es hat soooo lange gedauert“ erfreuen mich die Botschaften, dass einige weniger am Handy sein wollen.

Im Gespräch mit den Eltern weiße ich auf einige spezielle Themen, wie Cybergrooming, hin. Hiergegen sind Social Media und Gaming harmlos. Hier entstehen massivere Probleme!

Mein Fazit:

Gerne wünschte ich mir mehr Zeit mit den Kindern, um über dieses schwierige Thema zu reden. Eineinhalb Stunden reichen nicht aus, um Medienkompetenz zu vermitteln, jedoch, um wertvolle Anstöße zu bieten.

Mir gelang es die Kinder mit einzubeziehen, jedoch verwende ich noch einige Worte, welche schwer zu verstehen sind. Daran arbeite ich! Aus differenzieren wird abgrenzen.

Im Nachgang teilt mir die Koordinatorin der Veranstaltung mit, dass sie im kommenden Schuljahr dieses Thema expliziter angehen möchte. Mehr Zeit, mehr Planung und mehr Medienkompetenz, die wir gemeinsam vermitteln möchten.

Vielen Dank für diese sehr herzliche Einladung und ihr bemerkenswertes Engagement!

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