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Erfahrungsbericht: Computersucht

Kein Mensch würde sich freiwillig um diese Zeit einen Wecker stellen. Doch ich tat es! Wieder und wieder. Es klingelt. Ich wache auf und doch bin ich nicht mehr als ein Halbtoter. Checke den Angriff meiner Onlinearmee, tue nichts und gehe wieder schlafen. Nur mal schauen, ob alles in Ordnung ist. Es klingelt. Die Bauarbeiter, welche an der Scheune beschäftigt waren, schicke ich nun zum Rathaus. Ich möchte keine Zeit verlieren. Ich will besser sein als die anderen!

Fortnite, Tik Tok und Instagram in der vierten Klasse! Plattformen, welche nach pädagogischen Richtlinien ab dem Alter Im EGO-Shooter redete ich es mir anfangs noch schön. Andere bewunderten mich für mein „Engagement“ und doch verschwendete ich nur Zeit. Sogar die Schule schwänzte ich, um mich in meinen virtuellen Avatar zu flüchten. Weg, weg, weg von dem was passierte. Dort draußen – in der Realität – zählte ich nicht zu Großen, zu den Starken, sondern verlor auf ganzer Linie. Over. Game over.

Im Rausch des Avatars und hinter der Maske in einer ganz anderen Welt leben. Meine Computersucht.

Das war ich vor vier Jahren. Kaum zu glauben, wer ich jetzt bin:

Hi, ich bin Flo!

Gefällt dir dein Leben? Mir gefiel es damals ganz und gar nicht. Ich verabschiedete mich für mehr als vier Jahre aus dem echten Leben. Flüchtete mich in den Genuss von Gaming, Social Media und Pornografie. Wer unter dem Begriff Cybergrooming etwas versteht, weiß, was ich erlebt habe. Ich wollte weg! Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr. Immer tiefer verstrickte ich mich im Netz, bis ich Gefangener wurde. Gefangener der Virtualität.

Als ich das erkannte, saß ich heulend in meinem Zimmer. Ich hatte nahezu alles aufgegeben. Meine ehrenamtliche Tätigkeit, Freunde und das schlimmste: mich selbst.

Sei dir nicht zu schade, um aufzustehen. Mich kostete es viel, sehr viel Kraft. Viel Arbeit, sehr viel Arbeit, doch das, was ich bekommen habe, ist unbezahlbar: mein Leben!

Heute gehe ich aktiv in Schulen und auf Ausbildungen, um vor den Abgründen des Internets zu schützen. Besonders, um Kinder aufzuklären, wie die Mechanismen funktionieren, die uns abhängig machen. In meinem Buch: „Ade Avatar – Schritte in die Freiheit“ erzähle ich von meinen Erfahrungen und dem Weg aus der Sucht. Denn jedes Leben, welches wir an die Virtualität verlieren, ist ein Leben zu viel.

Sei ein “echter“ Held!

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